Friday, March 13, 2009

Brecht, verfremdet

Gestern war ich im Theater und es gab Brechts Der gute Mensch von Sezchuan auf English. Gespielt haben die Drama and Theatre-Studenten und, was soll ich sagen, es war absolut großartig und visuell toll und außerdem noch komisch. Den Brecht haben die verfremdet, dass es nur so eine Freude war. Da kann sich der Her Peymann, dessen bourgeoise Mutter Courage ich mir neulich in Berlin angeschaut habe, mal ein Beispiel nehmen.

Sunday, March 1, 2009

Wie man auf mich keinen Eindruck macht, oder: Es lebe der Essentialismus

Mir gehen gewisse Eigenschaften, die man landläufig als mädchenhaft bezeichnet, schon auf die Nerven, wenn ich sie an 12-jährigen Mädchen beobachte. Aber noch schlimmer ist es, solche in erwachsenen Männern zu entdecken. Also: Geschriebenes lustig verzieren, seinem Auto einem Namen geben und ähnliches sind weder männlich noch attraktiv. Da hilft auch nicht, wenn man erzählt, dass man den Vortag damit verbracht hat, den Herztönen seines ungeborenen Neffens gelauscht zu haben. Im Gegenteil: Das macht alles nur noch verstörender.

Wednesday, November 5, 2008

Mein Lieblingsmoment gestern...

... war als der BBC-Korrespondent, den sie ins McCain-Hauptquartier geschickt hatten und der ganz offensichtlich lieber in Washington oder Chicago gewesen wäre, merkbar mit den Augen rollte und seine Moderation mit den Worten "Well, we are here in this relatively nice venue" begann.

Tuesday, November 4, 2008

Rule Britannia

Channel 4 weigert sich offenbar bei der globalen Wahlhysterie mitzumachen und setzt ein Zeichen gegen die US-amerikanische Hegemonie. Denn im Moment, zur besten Sendezeit, zeigen sie die epochale Dokumentation "Prince Charles' Other Mistress". Diesem Meisterwerk des investigativen Journalismus entnehme ich, dass Camilla (und Diana natürlich auch) nämlich eine ernst zu nehmende australische Rivalin namens Kanga hatte, aber im Endeffekt gewonnen hat, "because being the perfect mistress was in her blood".

Was lernen wir daraus: Präsident kann jeder werden, zur königlichen Geliebten aber wird man geboren.

Sunday, October 26, 2008

Leute sterben

Heute ist österreichischer Nationalfeiertag. Der ist, wenn er nicht gerade wie heuer auf einen Sonntag fällt, frei. Wenn der Nationalfeiertag günstig fällt, kommt manchmal sogar so etwas wie Miniferien heraus, denn der 1. und 2. November, also Allerheiligen und Allerseelen, sind in Österreich auch schulfrei. Als Lehrerkind weiss ich wovon ich rede.

Allerheiligen in Österreich ist ein ernstzunehemender Feiertag und hat nichts mit dem angelsächsischen Halloween zu tun, denn der Österreicher ist ernsthaft morbid und das hat nichts mit Kürbissen zu tun. Zu Allerheiligen geht man auf dem Friedhof und die Blaskapelle spielt. Im besten Fall ist es nebelig und die Großbäuerinnen aus dem Nachbardorf in dem sich das Fest'sche Familiengrab befindet hoffen inständig, dass es auch kalt ist damit sie den neuen Pelzmantel ausführen können. PETA hat es bis jetzt nämlich nicht in die Obersteiermark geschafft.

Da dieses Fest nun also naht, ist es nur passend dass im Vorfeld Menschen sterben. Aber was mir auffällt ist, dass es hauptsächlich meine Kindheit ist, die stirbt. Da ist z.B. Helmut Zilk, der eigentlich immer der Bürgermeister von Wien war, auch als er schon längst in Pension war. Er war mit einer ziemlich exzentrischen Operetten-Sängerin verheiratet und schrieb für die Kronenzeitung, aber das war schon in Ordnung so.
Auch Brigitte Xander ist von uns gegangen. Von Frau Xander kannte ich hauptsächlich die Frisur und die Stimme, denn sie moderierte denn Ö3 Wecker als ich zur Volksschule ging und morgendlich mit meiner Mutter darüber diskutierte, ob ein Heißgetränk als Vorbereiung für den Tag denn wirklich nötig sei.
Bei den Todesmeldungen von Zilk und Xander musste ich seufzen und an meine eigene Sterblichkeit denken, aber in einer tröstlichen und sanften Art und Weise.

Aber natürlich gab es dann noch den Übertod vor ein paar Wochen als Österreichs Lady Di/James Dean/Nineeleven sich alkoholisiert ins Jenseits beförderte. Da dachte ich nicht an meine eigene Sterblichkeit. Aber trotzdem war auch er ein Teil meiner Vergangenheit. Die Abneigung Herrn Haider gegenüber darf man nämlich nicht unterschätzen in ihrer Rolle als sozialer Kitt. Seit ich ein halbwegs politischer Mensch bin, habe ich mich darüber identifiziert. Freunde und anständige Menschen habe ich daran erkannt, dass sie auch Gift und Galle zu spucken begannen, wenn man den Namen Jörg erwähnte. Und als die Todesnachricht kam, war ich einen Moment etwas orientierungslos, denn wie sollte ich jetzt gute und böse Menschen unterscheiden. Gott sei Dank, scheint sich jetzt aber ein neues Paradigma gebildet zu haben: Leute mit denen man zu tun haben möchte, machen Witze über Haider. Das finde ich tröstlich.
Dem entsprechend auch zwei nette Videos. Das erste ist kein Scherz, sondern ein echtes Interview mit Haiders Pressesprecher/Nachfolger/"Nebenwitwe" Stefan Petzner (die letzte Bezeichnung stammt vom österreichischen Journalisten Robert Misik, der auch ein sehr schönes und informatives blog führt):



Das nächste ist ein Ausschnitt aus der Show von Stermann und Griesemann, die man vielleicht von ihrem Kommentar zu dem legendären Österreich-Deutschland-Spiel 1978 in Cordoba kennt:



Und für alle die es weniger lustig, dafür literarisch mögen: ein relativ vorhersehbarer Text zu Haiders Tod von Elfriede Jelinek, die ja das Vergnügen hatte, auf Wahlplakaten der FPÖ vorzukommen.

Monday, October 20, 2008

Teaching. I hate students, they are (as all people) mostly stupid and boring.

Das ist Slavoj Žižeks Antwort auf die Frage, welche Tätigkeit er am meisten verabscheue. Dazu habe ich drei Erlebnisse zu berichten.

1. Ein verwirrter junger Mann kommt nach der Vorlesung zu mir und teilt mir mit, dass er die Vorlesung in der Woche davor versäumt habe und bittet um die handouts. Als ich sie ihm gebe, fügt er erklärend dazu: "I forgot about German last week." Ich sage, leicht erstaunt: "You forgot about the literature lecture?" Antwort: "No, I forgot about German. It was a weird week." Muss wirklich seltsam gewesen sein, denn der Gute hat insgesamt auf 6 Stunden vergessen. Zu den Kursen in Geographie ist er aber gegangen.

2. Ein 'mature student' so um die 50 kommt heute um 10:15 zu mir und fragt, wo denn sein Literaturtutorial stattfände. Das tut er jeden Montag seit das Semester begonnen hat, also seit fünf Wochen. Das Tutorial findet jede Woche zur selben Zeit am Montag um 11 im selben Raum statt. Es gibt vier Parallelgruppen, wovon eine ich unterrichte. Der Student ist in der Gruppe von Kollege G. Dieses System habe ich dem Studenten auch schon mehrmals erklärt. Ich sage ihm seine Raumnummer. Zwei Minuten später muss ich aufs Klo und treffe den Studenten ratlos am Gang stehen. Als er mich sieht, zischt er mich an, dass er hier doch nicht seine Zeit verschwenden würde. Ich bitte um eine nähere Erklärung und er sagt erbost, dass in dem genannten Raum nicht Kollege G. sei, sondern eine unbekannte Dame. Mit leicht unterkühltem Lächeln muss ich ihm mitteilen, dass das nicht verwunderlich sei, schließlich beginne der Kurs erst in rund 40 Minuten (wie seit fünf Wochen)

3. Am Nachmittag zwingt mich mein Chef, einen Bericht zu lesen, in dem es darum geht, wie Erstsemester ihr erstes Jahr an der Uni hier erleben. Das größte Problem? Sie finden keine Freunde, da die Klassen zu groß sind. Das zweitgrößte Problem? Sie wissen nicht, was sie tun sollen, wenn zwischen zwei Kursen mehr als eine Stunde Zeit liegt. Sie wünschen sich in beiden Fällen mehr Hilfe von den Lehrenden.

Thursday, October 9, 2008

Wenn ich einmal groß bin...

wäre ich bekanntlich gerne ein akademischer Superstar. Denn dann kommt man sogar ins Fernsehen. Wie Stephen Greenblatt hier. Der ist ja auch ein Beispiel, dass man nur eine neue Theorie erfinden muss, in seinem Fall New Historicism, und man sich dann alles erlauben kann.
Hier spricht er über Shakespeare, Obama und Palin. Letztere vergleicht er mit Bottom aus dem Sommernachtstraum.