Wednesday, November 5, 2008

Mein Lieblingsmoment gestern...

... war als der BBC-Korrespondent, den sie ins McCain-Hauptquartier geschickt hatten und der ganz offensichtlich lieber in Washington oder Chicago gewesen wäre, merkbar mit den Augen rollte und seine Moderation mit den Worten "Well, we are here in this relatively nice venue" begann.

Tuesday, November 4, 2008

Rule Britannia

Channel 4 weigert sich offenbar bei der globalen Wahlhysterie mitzumachen und setzt ein Zeichen gegen die US-amerikanische Hegemonie. Denn im Moment, zur besten Sendezeit, zeigen sie die epochale Dokumentation "Prince Charles' Other Mistress". Diesem Meisterwerk des investigativen Journalismus entnehme ich, dass Camilla (und Diana natürlich auch) nämlich eine ernst zu nehmende australische Rivalin namens Kanga hatte, aber im Endeffekt gewonnen hat, "because being the perfect mistress was in her blood".

Was lernen wir daraus: Präsident kann jeder werden, zur königlichen Geliebten aber wird man geboren.

Sunday, October 26, 2008

Leute sterben

Heute ist österreichischer Nationalfeiertag. Der ist, wenn er nicht gerade wie heuer auf einen Sonntag fällt, frei. Wenn der Nationalfeiertag günstig fällt, kommt manchmal sogar so etwas wie Miniferien heraus, denn der 1. und 2. November, also Allerheiligen und Allerseelen, sind in Österreich auch schulfrei. Als Lehrerkind weiss ich wovon ich rede.

Allerheiligen in Österreich ist ein ernstzunehemender Feiertag und hat nichts mit dem angelsächsischen Halloween zu tun, denn der Österreicher ist ernsthaft morbid und das hat nichts mit Kürbissen zu tun. Zu Allerheiligen geht man auf dem Friedhof und die Blaskapelle spielt. Im besten Fall ist es nebelig und die Großbäuerinnen aus dem Nachbardorf in dem sich das Fest'sche Familiengrab befindet hoffen inständig, dass es auch kalt ist damit sie den neuen Pelzmantel ausführen können. PETA hat es bis jetzt nämlich nicht in die Obersteiermark geschafft.

Da dieses Fest nun also naht, ist es nur passend dass im Vorfeld Menschen sterben. Aber was mir auffällt ist, dass es hauptsächlich meine Kindheit ist, die stirbt. Da ist z.B. Helmut Zilk, der eigentlich immer der Bürgermeister von Wien war, auch als er schon längst in Pension war. Er war mit einer ziemlich exzentrischen Operetten-Sängerin verheiratet und schrieb für die Kronenzeitung, aber das war schon in Ordnung so.
Auch Brigitte Xander ist von uns gegangen. Von Frau Xander kannte ich hauptsächlich die Frisur und die Stimme, denn sie moderierte denn Ö3 Wecker als ich zur Volksschule ging und morgendlich mit meiner Mutter darüber diskutierte, ob ein Heißgetränk als Vorbereiung für den Tag denn wirklich nötig sei.
Bei den Todesmeldungen von Zilk und Xander musste ich seufzen und an meine eigene Sterblichkeit denken, aber in einer tröstlichen und sanften Art und Weise.

Aber natürlich gab es dann noch den Übertod vor ein paar Wochen als Österreichs Lady Di/James Dean/Nineeleven sich alkoholisiert ins Jenseits beförderte. Da dachte ich nicht an meine eigene Sterblichkeit. Aber trotzdem war auch er ein Teil meiner Vergangenheit. Die Abneigung Herrn Haider gegenüber darf man nämlich nicht unterschätzen in ihrer Rolle als sozialer Kitt. Seit ich ein halbwegs politischer Mensch bin, habe ich mich darüber identifiziert. Freunde und anständige Menschen habe ich daran erkannt, dass sie auch Gift und Galle zu spucken begannen, wenn man den Namen Jörg erwähnte. Und als die Todesnachricht kam, war ich einen Moment etwas orientierungslos, denn wie sollte ich jetzt gute und böse Menschen unterscheiden. Gott sei Dank, scheint sich jetzt aber ein neues Paradigma gebildet zu haben: Leute mit denen man zu tun haben möchte, machen Witze über Haider. Das finde ich tröstlich.
Dem entsprechend auch zwei nette Videos. Das erste ist kein Scherz, sondern ein echtes Interview mit Haiders Pressesprecher/Nachfolger/"Nebenwitwe" Stefan Petzner (die letzte Bezeichnung stammt vom österreichischen Journalisten Robert Misik, der auch ein sehr schönes und informatives blog führt):



Das nächste ist ein Ausschnitt aus der Show von Stermann und Griesemann, die man vielleicht von ihrem Kommentar zu dem legendären Österreich-Deutschland-Spiel 1978 in Cordoba kennt:



Und für alle die es weniger lustig, dafür literarisch mögen: ein relativ vorhersehbarer Text zu Haiders Tod von Elfriede Jelinek, die ja das Vergnügen hatte, auf Wahlplakaten der FPÖ vorzukommen.

Monday, October 20, 2008

Teaching. I hate students, they are (as all people) mostly stupid and boring.

Das ist Slavoj Žižeks Antwort auf die Frage, welche Tätigkeit er am meisten verabscheue. Dazu habe ich drei Erlebnisse zu berichten.

1. Ein verwirrter junger Mann kommt nach der Vorlesung zu mir und teilt mir mit, dass er die Vorlesung in der Woche davor versäumt habe und bittet um die handouts. Als ich sie ihm gebe, fügt er erklärend dazu: "I forgot about German last week." Ich sage, leicht erstaunt: "You forgot about the literature lecture?" Antwort: "No, I forgot about German. It was a weird week." Muss wirklich seltsam gewesen sein, denn der Gute hat insgesamt auf 6 Stunden vergessen. Zu den Kursen in Geographie ist er aber gegangen.

2. Ein 'mature student' so um die 50 kommt heute um 10:15 zu mir und fragt, wo denn sein Literaturtutorial stattfände. Das tut er jeden Montag seit das Semester begonnen hat, also seit fünf Wochen. Das Tutorial findet jede Woche zur selben Zeit am Montag um 11 im selben Raum statt. Es gibt vier Parallelgruppen, wovon eine ich unterrichte. Der Student ist in der Gruppe von Kollege G. Dieses System habe ich dem Studenten auch schon mehrmals erklärt. Ich sage ihm seine Raumnummer. Zwei Minuten später muss ich aufs Klo und treffe den Studenten ratlos am Gang stehen. Als er mich sieht, zischt er mich an, dass er hier doch nicht seine Zeit verschwenden würde. Ich bitte um eine nähere Erklärung und er sagt erbost, dass in dem genannten Raum nicht Kollege G. sei, sondern eine unbekannte Dame. Mit leicht unterkühltem Lächeln muss ich ihm mitteilen, dass das nicht verwunderlich sei, schließlich beginne der Kurs erst in rund 40 Minuten (wie seit fünf Wochen)

3. Am Nachmittag zwingt mich mein Chef, einen Bericht zu lesen, in dem es darum geht, wie Erstsemester ihr erstes Jahr an der Uni hier erleben. Das größte Problem? Sie finden keine Freunde, da die Klassen zu groß sind. Das zweitgrößte Problem? Sie wissen nicht, was sie tun sollen, wenn zwischen zwei Kursen mehr als eine Stunde Zeit liegt. Sie wünschen sich in beiden Fällen mehr Hilfe von den Lehrenden.

Thursday, October 9, 2008

Wenn ich einmal groß bin...

wäre ich bekanntlich gerne ein akademischer Superstar. Denn dann kommt man sogar ins Fernsehen. Wie Stephen Greenblatt hier. Der ist ja auch ein Beispiel, dass man nur eine neue Theorie erfinden muss, in seinem Fall New Historicism, und man sich dann alles erlauben kann.
Hier spricht er über Shakespeare, Obama und Palin. Letztere vergleicht er mit Bottom aus dem Sommernachtstraum.

Wednesday, October 8, 2008

Altern tut manchmal weh

Ich kann ja bekanntlich auch eitel sein, aber auch andere Menschen leiden unter dem Älterwerden. Ein Kollege hier, der die 50 hinter sich gelassen hat, dieser Tatsache aber nur ungern ins Auge blickt, erzählte neulich beim Kaffeetrinken, dass er nun Tai Chi machen würde, denn er hätte so viel überschüssige Agression und Energie. Wir blickten etwas verwirrt und dann sagte eine Kollegin von mi: "Ist das das, wo man sich so langsam bewegt?" Darauf er empört: "Nein! Manchmal bewegen wir uns sehr schnell!"
Ja, ist klar. Tai Chi, die neue Extremsportart ...

Sunday, October 5, 2008

Der bundesdeutsche Nachbar ist verwirrt

Meiner Meinung nach ist es völlig klar, dass es "das Cola", "das Fanta" und "der Almdudler" ist, aber das sehen nicht alle so ...

Wednesday, September 24, 2008

Sunday, September 21, 2008

Eine weltbewegende Frage

Warum bekommt man Dinge, die man 4 Wochen lang verwendet, meistens in Dreierpacks? Das ist bei meinem Wasserfilter und bei meinen Kontaktlinsen der Fall.

Monday, September 8, 2008

Narzissmus ist besser als Depression

Um mich gestern aufzuheitern, beschloss ich einem Modetrend zu folgen. Das hilft ja meistens. Und so ging ich und kaufte bunte Strumpfhosen, die sind jetzt sehr im Trend, beleben diverse Outfits und lassen einen auch im irischen Nebel für Autofahrer sichtbar sein.

Nun sind aber “bunt” und “farbenfroh” nicht unbedingt Wörter, die ich normalerweise zum Beschreiben meiner Garderobe verwenden würde. Farbe an sich ist mir sogar etwas wesensfremd und deshalb bin ich mir in Bezug auf die farbigen Strümpfe nicht total sicher. Aber seht selbst. Konstruktive Kritik ist sehr willkommen.




Sunday, September 7, 2008

Kerstin und das Alter

Gestern in der Früh machte ich eine falsche Bewegung und mein Genick tat mir plötzlich schrecklich weh. Dank der Fitness-Gehirnwäsche deren Opfer ich ja bekanntlich geworden bin, dachte ich, "Ach, so ein bißchen Bewegung ist sicher gut für meinen Hals" und ging frohgemut turnen.

Mit dem Resultat, dass ich heute nacht um drei aufwachte und meinen Kopf nicht mehr bewegen konnte. Ich leide ein bißchen unter Hypochondrie und besonders mutterseelenallein um drei Uhr morgens bin ich gerne überzeugt davon, dass ich an schrecklichen unheilbaren Krankheiten leide. Ich war also sicher, dass ich eine Vorstufe zu einer absoluten Ganzkörperlähmung hatte. Damit ich wenigstens schlafen konnte, warf ich eine Schmerztablette ein, tat mir schrecklich leid und schlief wieder ein.

Beim Aufwachen tat es noch immer weh und ich fühlte mich, als ob ich mindestens 120 Jahre als wäre. Ich wickelte mir einen Schal um den Hals, denn das fand ich passend. Nachmittags musste ich mich mit unserer neuen Sprachassistentin treffen, deren "Mentorin" ich angeblich bin. Diese Bezeichnung macht mich auch nicht jünger, finde ich. Außerdem ist mir aufgefallen, wie viele Produkte ich neuerdings brauche, um halbwegs öffentlichtauglich auszusehen. Was ich ja musste, denn ich musste ja die Assistentin treffen... Kurz: Ich bin heute schlecht gelaunt und ich mag das Alter nicht.

Tuesday, September 2, 2008

Kerstin erwirbt sich einen Ruf und gibt ungefragt Ratschläge

Die Anglistikchefin hier hat mir gerade angesichts meines entzückenden Kleidchens am Damenklo gesagt, dass ich ja immer so elegant sei. Ein Kollege aus dem French Department erzählt seinen Freunden gerne, dass er (unter anderem) meine Schuhe gut findet. Man sieht also, ich bin auf dem besten Weg, die universitäre Stilikone zu werden. Zugegebenermaßen ist das hierzulande nicht schwierig, denn die Irinnen sind zum größten Teil eine etwas missglückte Mischung aus britischen und amerikanischen Stilsünden kombiniert mit viel rosa. Trotzdem freut es einen natürlich, wenn das eigene Äußere Fans hat und damit dass anderen Leuten auch so geht, habe ich mich entschlossen, hier jetzt Stylingtipps zu geben. Den Drang dazu verspüre ich oft, aber unaufgefordert Leuten Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, ist dann doch ein bißchen riskant, vor allem wenn sie größer sind als man selber…

Darum nehme ich die hier schon angesprochene Frau Palin auch nur zum Anlass für ein paar allgemeine Bemerkungen und nicht als konkrete Fallstudie. Auch ist es mir egal, ob sie oder Portsmouth oder MacCain selber schwanger ist. Bevor nämlich die Schwangerschaftsgeschichten anfingen, stand dieser Kommentar in der New York Times, in dem es unter anderem um Frau Palins Aussehen geht. Auf die Frage, ob ihr adrettes Äußeres denn auch manchmal ein Nachteil sei, antwortet sie wie folgt: “A reporter once asked me about it during the campaign, and I assured him I was trying to be as frumpy as I could by wearing my hair on top of my head and these schoolmarm glasses.” Ha, rief ich aus als ich das las, denn wirklich das erste was mir an Frau Palin auffiel, war ihren Brillen. Und die sind keine “schoolmarm glasses” sondern die randlosen Brille einer Frau, die nicht zu ihrer Brille steht.

Ich bin kein Fan dieser randlosen Dinger. Meiner Meinung sind sie vergleichbar mit Bhs mit durchsichtigen Plastikträgern. Diese Träger sind natürlich nicht unsichtbar, sondern sehen einfach blöd aus. Je nach Outfit (und Oberweite) muss man sich nämlich entscheiden: Entweder kein Bh oder ein trägerloser oder die etwas riskante Variante mit sichtbaren Bh-Trägern. Genau das selbe Phänomen kann man bei den randlosen Brillen beobachten: Sie sind ein Ergebnis des Wunsches, dass die ungeliebte Sehhilfe unsichtbar wäre, dass das Gesicht möglichst unverstellt zur Geltung komme. Aber dazu gibt es Kontaktlinsen! Die randlose Brille, die wirklich nur wenigen steht, ist ein ungutes Mittelding. Entweder man steht zu seiner Brille oder man trägt Kontaktlinsen.

Entscheidet man sich für die Brille, hat das natürlich auf Konsequenzen für den Rest des Stylings. Frau Palin ist hier wieder ein gutes Beispiel: Locker aufgestecktes Haar ist absolut kein Brillen-Styling. Brille braucht etwas eleganteres oder originelleres, etwas, was im anglophonen Bereich im weitesten Sinne als “edgy” bezeichnet wird. Frau Palin ist das nicht. Lange Haar bei Frauen über 35 sind ein Kapitel für sich, aber ihr steht es durchaus, nur passt eben die Brille nicht zu “mädchenhaft” und “conventionally pretty”. Diese Adjektiva meine ich zur Abwechslung im Moment gar nicht negativ, sondern benutze sie nur zur Beschreibung eines Stiles, den man dann aber auch durchziehen sollte und die randlose Brille wirkt in diesem Kontext halt wie ein halbherziger Kompromiss.

Dorothy Parker schrieb einst das schöne und kurze Gedicht “Boys seldom make passes at girls who wear glasses” und häßliche Entlein in Funk und Fernsehen tragen auch immer Brillen. Das traumatisiert natürlich und randlose Brillen sind das Resultat. Deshalb kann ich nur wiederholen: Zur Brille und ihren Rändern stehen oder Kontaktlinsen tragen!

Dass keiner einen anbaggert, wenn man Brillen trägt, ist übrigens auch nicht wahr. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es einfach andere Männer sind. Meine heißgeliebte und leider verloren gegangene und nicht mehr hergestellte schwarz-pinke Brille erweckte durchwegs positives männliches Echo. Hier kann ich auch gleich einen guten Tipp an die männliche Leserschaft hinzufügen: Komplimente zur gutausgesuchten Brille kommen gut an! Wie alle Komplimente, die nur ein bißchen originell sind. Da steht man nämlich gleich als wohltuend andersartiger Mann da. Den gleichen Eindruck kann man schinden, wenn eine Antwort auf die Frage welchen Frauentyp man gut findet gefordert wird. Nicht gleich losplappern, sondern überlegen, welche Frauen Frauen gefallen und vielleicht auch noch, wer denn das aussehenstechnische Vorbild der fragenden Dame sein könnte, und dann dementsprechend antworten. Das ist simpel, aber kann funktionieren. Ich selbst stürzte mich vor Jahren in eine unglückliche Affäre, nur weil der junge Mann meinte, er fände Juliette Binoche gut. Ein äußerst liebenswerter ehemaliger Kollege von mir wurde andererseits von mir und einer Kollegin fast verprügelt, nur weil er nichts ahnend zugab, Audrey Hepburn nicht schön zu finden. Da sieht man es wieder…

Die Kollegen von der Times scheinen ähnliche Interessen wie ich zu haben. Hier ihre Analyse von Sarah Palins Aussehen.

Monday, September 1, 2008

Man lernt nie aus

Eine meiner Studentinnen hat folgendes in der Wiederholungsklausur geschrieben: "Marxism is mildly socialist."

Amerikanische Politik

Ich hatte den Verdacht ja schon einige Zeit und er scheint sich zu bestätigen: Hier in Europa fängt uns der amerikanische Wahlkampf an ein bisschen zu langweilen. Das mag an dem unsäglich langwierigen Vorwahlkampf liegen, den wir ja hier nicht so kennen.

Um uns abzulenken, besinnen wir uns auf unsere angeborene europäische Überlegenheit und so bemerke ich seit einiger Zeit in den Medien einen Trend, der sich in den folgenden Worten zusammenfassen lässt: "Wir finden Obama und seine Frau ja ganz toll, aber seine Wähler sind halt trotzdem hässliche und ungebildete Amerikaner." Ein schönes Beispiel findet sich in der heutigen Sunday Times, in der AA Gill seine Erlebnisse vom demokratischen Parteitag beschreibt. Nun wird Herr Gill seiner bissigen Art wegen von mir eigentlich sehr geschätzt, aber beim Lesen des Artikels vermischte sich meine Belustigung dann aber doch mit ein bisschen schlechtem Gewissen. Denn Herr Gill machte so ziemlich genau die Witze, die ich wohl auch gemacht hätte und diese Witze sind schlicht und ergreifend einfach zu einfach zu machen. Wir wissen doch schon längst, dass es in den Staaten viele Menschen mit Gewichtsproblemen gibt und wer wie ich in touristisch gut erschlossenen Gebieten wie Irland und Salzburg gelebt hat, kann auch bestätigen, dass sich viele amerikanische Gäste, völlig unabhängig von ihrem Körpertyp, nicht unbedingt modisch hervortun (wobei ihnen englischsprachige Europäer aber auch nicht unbedingt etwas voraus haben in dieser Beziehung …). Aber in einem zweiseitigen Artikel immer und immer wieder dazu zurück zu kommen, dass Amerikaner fett und schlecht gekleidet sind, ist dann doch ein bisschen zu wenig.

Andererseits hat der Artikel auch seine Höhepunkte. Gills Zusammenfassung der demokratischen "rags to riches"-Geschichten und den Vergleich der Clintons mit Siegfried und Roys weißen Tigern sind wirklich lustig.

Aber warum diese, wie ich meine sehr typisch europäische, Reaktion gegenüber amerikanischer Emotionalität? Ich teile Gills Gefühle da und ich muss gestehen sie sind eine Mischung aus Unverständnis, Überlegenheitsgefühl und zu einem nicht kleinen Teil Neid. Dasselbe Gefühl habe ich wenn ich mit glücklichen, religiösen Menschen spreche, denn ich stelle es mir sehr schön vor, einfach an etwas zu glauben und etwas total toll zu finden. Und es ärgert mich, dass ich das einfach nicht kann und mir eine Riesenportion persönlich und kulturell bedingter Sarkasmus im Weg steht. Man betrachte allein die Frage des Glücks: Der Amerikaner hat ein in der Verfassung verankertes Recht das Glück zu verfolgen und ich nehme stark an, dass da durchaus die Möglichkeit mitgedacht ist, das Glück auch zu erwischen. In Österreich jedoch ist das Glück einem Sprichwort zufolge ein Vogerl, dessen wichtigste Eigenschaft im unberechenbaren Fortfliegen liegt. Und wenn es bei uns Wahlen gibt, denkt man sofort an so Dinge wie "das kleinere Übel" und die "Krot" (Kröte), die man bekanntlich schlucken muss. In Amerika wird die Kröte ziemlich geschickt negiert und sogar intelligenten Menschen ist es erlaubt, jemanden oder etwas einfach nur super zu finden. Gleichzeitig aber möchte ich um nichts auf der Welt auf meinen Sarkasmus verzichten, und deshalb macht man dann die oben erwähnten billigen Witze.

Die Witze sind aber auch deshalb so billig, weil es uns die Amerikaner so leicht machen. Das beweist McCains Wahl seiner Laufkollegin: Sarah Palin mag keine Abtreibung, dafür die National Rifle Association, isst gerne Elchburger, hat ein Grizzlyfell im Büro und will auch die niedlichen Eisbären nicht schützen. Eines ihrer Kinder heißt wie eine südenglische Stadt (Bristol, obwohl Southend doch auch hübsch wäre – da ist er wieder, der einfache, billige Witz!), ein anderes Kind muss bald in den Irak und da ist ihr aufgefallen, dass Außenpolitik und Krieg auch normale Amerikaner betreffen. Und bevor sie Politikerin wurde, war sie Vorbeterin des Christian Fellowship of Athletes in der Schule und Kandidatin bei Misswahlen. Da hat man als zynischer Mensch ja wirklich keine Chance…

Friday, August 29, 2008

Sehr wahr

Ich plane eigentlich wieder einen meiner geistreichen Beiträge zu Themen wie Make-Over Shows, Misswahlen und Aussehen und Selbstrepräsentation im akademischen Leben, außerdem frage ich mich ganz auf der Metaebene, ob dieser Blog narrativer sein sollte. Aber ich komme nicht dazu.

Deshalb heute nur ein kleines Zitat aus Imagined Communities von Benedict Anderson zum Thema Frendsprachen, das ich von nun an gewinnbringend in meinen Unterricht einbringen werde: “One can sleep with anyone, but one can only read some people’s words.”

Friday, August 22, 2008

Kerstin denkt darüber nach eine moderne Julian of Norwich zu werden

Linz sucht einen Domeremiten. Ich denke, ich sollte mich bewerben. Endlich eine Gelegenheit meine antisoziale und misanthrope Ader gewinnbringend auszuleben.

Tuesday, August 19, 2008

Ithaka

As you set out for Ithaka
hope the voyage is a long one,
full of adventure and discovery.
Laistrygonians and Cyclops,
angry Poseidon - don't be afraid of them:
you'll never find things like that on your way
as long as you keep your thoughts raised high,
as long as a rare excitement
stirs your spirit and your body.
Laistrygonians and Cyclops,
wild Poseidon - you won't encounter them
unless you bring them along inside your soul,
unless your soul sets them up in front of you.

Hope the voyage is a long one.
May there be many a summer morning when,
with what pleasure, what joy,
you come into harbors seen for the first time;
may you stop at Phoenician trading stations
to buy fine things,
mother of pearl and coral, amber and ebony,
sensual perfume of every kind -
as many sensual perfumes as you can;
and may you visit many Egyptian cities
to gather stores of knowledge from their scholars.

Keep Ithaka always in your mind.
Arriving there is what you are destined for.
But do not hurry the journey at all.
Better if it lasts for years,
so you are old by the time you reach the island,
wealthy with all you have gained on the way,
not expecting Ithaka to make you rich.

Ithaka gave you the marvellous journey.
Without her you would not have set out.
She has nothing left to give you now.

And if you find her poor, Ithaka won't have fooled you.
Wise as you will have become, so full of experience,
you will have understood by then what these Ithakas mean.

Constantine Cavafy

Monday, August 18, 2008

Der Nachtrag zum allseits beliebten Wimperneintrag

Wäre das die Lösung? Ist das das Geld wert? Und würden mir Studenten keine blöden emails mehr schreiben, wenn ich überirdisch schöne Wimpern hätte?

Und tief durchatmen

Ich habe nichts gegen junge Menschen. Im Gegenteil, ich wäre gerne selber einer. Und die meiste Zeit habe ich auch nichts gegen Studenten. Wenn es sie nicht gäbe, würde ich ja kein Gehalt kriegen. Manchmal jedoch, nur manchmal, wünschte ich, es bliebe ewig Juli oder August auf dem Campus, denn dann ist es ruhig da und menschenleer und man hat das Gefühl, tatsächlich an einem Ort des Geistes gelandet zu sein.

Aber es bleibt eben nicht immer Juli und August und bevor das eigentliche Semester anfängt, gibt es hier noch "autumn exams". Das ist natürlich ein Euphemismus für Wiederholungstermine für nicht beim ersten Mal bestandene Prüfungen. Jetzt habe ich natürlich tiefstes Verständnis dafür, dass es nicht immer klappen kann und dass es gute Gründe dafür gibt, wenn eine Prüfung mal daneben geht (obwohl es dieses Jahr überraschend häufig vorkam, dass Studenten ihren Termin falsch aufschrieben oder einfach so vergaßen...), aber manchmal muss ich dann doch an mich halten.

Heute morgen kriegte ich ein email von einem letztjährigen First Year-Studenten, der, wie es scheint nicht nur in meinem Kurs, sondern auch in den anderen Deutschkursen und in seinem Zweitfach ziemlich überall durchgefallen ist. Außerdem ist er zur mündlichen Prüfung im Sommer nicht erschienen und war in meinem Kurs außer der ersten Woche auch nicht anwesend. Jetzt hat der Gute aber etwas gelernt, denn jetzt hat er einen Nachhilfelehrer und der hat ihm erklärt, dass es gut wäre, wenn er die Mitschriften aus dem Literaturkurs hätte. "he finds it imperative that i have the notes on literature, poetry and film", schreibt mir der Student, nachdem er in der Anrede meinen Namen falsch buchstabiert hat, und ob ich ihm nicht meine lecture notes schicken könnte. Natürlich, möchte ich da antworten, oder ich könnte auch zu jedem Studenten nachhause kommen und ihm die Vorlesung als Wiegenlied vorsingen. Aber das darf ich natürlich nicht, denn unsere Studenten sind kostbare, zart besaitete Goldschätze mit denen man sorgsam umgehen muss und denen nur Freundlichkeit und Erfolgserlebnisse widerfahren sollen.

Wenigstens bin ich nicht allein in meinem Leid. Hier gibt es eine sehr unterhaltsame, wenn auch US-lastige Seite zu dem Thema.

Friday, August 15, 2008

Ein etwas oberflächlicher Eintrag

Heute habe ich also gelernt, wie ich mich in Zukunft ganz strategisch straffen werde. Toning, nennt man das. Das war alles sehr interessant, obwohl ich mich anfangs ein bisschen fürchtete, weil ich wieder auf seltsame Maschinen, die ein bisschen wie der Untersuchungsstuhl beim Gynäkologen aussahen, musste, und die auch gefährlich nahe bei den grunzenden Bodybuildern standen. Aber Brian hat mich jedes Mal sehr gelobt und besonders schön fand er meine Ausfallschritte.

Bei dieser ganzen ernsthaften Beschäftigung mit der eigenen Körperlichkeit kam ich nicht umhin auch ein bisschen in mich zu gehen, denn wir wissen, das Verhältnis zwischen selbst und Körper ist ein schwieriges. Nun hatte ich bisher das Glück, mich nicht sonderlich über das aufregen zu müssen, was man gemeinhin Problemzonen nennt. Was aber natürlich nicht heißt, dass ich wie ein weiblicher Narziss durchs Leben schwebe, denn heute wurde mir klar, welcher Körperteil mich am meisten beschäftigt und bei dessen Wahrnehmung ich mit schöner Regelmäßigkeit doch gewisse Wahrnehmungsstörungen an den Tag lege: meine Wimpern.

Ich weiß nicht, wann das angefangen hat, aber ich bin beispielsweise mehr oder weniger unfähig, das Haus ohne Wimperntusche zu verlassen. Unter keinen Umständen würde ich sonntags die Zeitung beim Kiosk um die Ecke ohne Mascara kaufen gehen und Mistkübel-Runtertragen ist ein Grenzfall. In der Endphase meiner Diss, was ja bekanntlich ein psychischer Ausnahmezustand ist, habe einmal wirklich auf die Wimperntusche vergessen. Als ich das dann bei einem Toilettenbesuch feststellte, schrie ich laut auf und rannte zitternd zum Schlecker hinter dem KG IV, um möglichst schnell an den schwarzen, Länge und Dichte versprechenden Stoff zu kommen.

Meine Wimperntusche muss auf jeden Fall tiefschwarz sein und sollte grundsätzlich in der Lage sein, meinen Augen eine gewisse disneyhafte Ausstrahlung zu geben. Kurz gesagt: Ich will Bambi sein! Wenigstens was meine Augen betrifft. Und das ist auch das Problem, denn kein Mascara ist auf Dauer gut genug. Und langsam erkenne ich ein selbstzerstörerisches Beziehungsmuster: Ich lasse mich von Werbungen betören, ignoriere den diskreten Hinweis am unteren Seitenrand, dass beim Shooting falsche Wimpern verwendet wurden, kaufe die Tusche, bin einige Zeit ekstatisch, nur um mich dann enttäuscht abzuwenden. Ich gewöhne mich nämlich an den Effekt und was eben noch der heilige Mascara-Gral war ist öde und langweilig und wir haben uns auseinandergelebt. Und ich muss mich wieder auf die Suche machen nach der einzigen und perfekten Wimperntusche.

Außerdem bin ich von den Wimpern anderer Leute besessen, wobei ich jede Vernunft ausschalte. Neulich sah ich Private Practice, was ein spin off von Grey's Anatomy ist. Ich will hier gar nicht auf die Vorzüge diverser Krankenhausserien eingehen, denn das einzige, an was ich mich erinnern kann, sind die Wimpern der Hauptdarstellerin. So lang, so dicht, so perfekt! Die hätte man im Notfall als Kuscheltiere verwenden können! Die Fiktionalität des Mediums völlig vergessend wimmerte ich: "Das geht doch nicht! Das sind doch falsche Wimpern! Mit denen kann man doch nicht operieren, was ist wenn die in den Patienten fallen?" Und natürlich wollte ich auch solche Wimpern, denn wenn ich sie hätte, wäre mein Leben perfekt und Schmetterlinge und kleine kuschelige Häschen würden meinen Weg säumen.

Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, wurde mir klar, was hier gespielt wird. Betrachtet man es nämlich näher, fällt auf, dass man in Film- und Printmedien kaum mehr echte Wimpern sieht, nur falsche und/oder retouchierte. Und labile Menschen wie ich sind das Opfer, denn sie vergleichen die eigenen Wimpern mit dem unerreichbaren Ideal und machen sich wieder einmal verzweifelt auf die Suche …

Thursday, August 14, 2008

Kerstin wird Mitglied im Fitnesscentre und schämt sich ein bißchen dafür


In meinem Büro hängt dieses Poster. Der Herr ist Michel Foucault und die Inschrift lautet "Denken macht schön", was ja auch stimmt.

Herr Foucault hat neben anderen schönen Dingen auch das Konzept der Bio-Macht erfunden. Da geht es einerseits darum, wie eine, z.B. staatliche, Macht, die körperlichen Umstände ihrer Untertanen kontrolliert und andererseits, wie sich Subjekte durch körperliche Praktiken selbst konstitutionieren. Foucault interessiert sich in diesem Zusammenhang natürlich am meisten für Sexualität, aber ich finde, dass man auch Sport, besonders im Sinne von privaten Fitnessmaßnahmen, unter diesem Gesichtspunkt sehen kann. Offensichtlichere (und wörtlichere) Selbstdefinition geht ja kaum und gleichzeitig bleibt man eine gesunde Arbeitskraft und kommt, weil man sich auf den nächsten Marathon vorbereitet, nicht auf revolutionäre Ideen.

Da ich ja brav meine französischen Theoretiker gelesen habe, gern anderer Meinung als alle anderen und durch den schulischen Turnunterricht traumatisiert bin, blickte ich also die längste Zeit hochmütig auf sporttreibende Menschen herab, waren sie doch arme Opfer einer Macht, die irgendwie kapitalistisch, amerikanisch, hohl und wahrscheinlich auch heteronormativ ist. Aber jetzt bin ich eine von ihnen und Mitglied im Fitnesscentre.

Gestern hatte ich "assessment", d.h. ich wurde vermessen und ein netter junger Mann namens Brian schrieb alles auf und rechnete herum und sagte mir dann, was ich tun sollte. Es erfüllte mich ja mit nicht allzu heimlicher Freude, dass mein BMI und mein Körperfettprozentwert trotz jahrelanger Sportverweigerung im unteren Idealbereich liegen, wollte den Brian aber nicht kränken und wieder gehen (außerdem hatte ich ja schon viel Geld bezahlt). So haben wir uns dann darauf geeinigt, dass ich versuchen werde, 2 bis 3 Mal in der Woche eine Stunde Sport zu treiben. Brian meinte hoffnungsfroh, dass man ja nach 6 Wochen noch mal drüber reden und die Stunde auf 90 Minuten ausdehnen könne. Dazu schwieg ich. Dann hat er mir die lustigen Maschinen erklärt, auf und mit denen man sich möglich synchron bewegen soll. Ich war sehr erleichtert, dass ich mir beim Ausprobieren nicht weh tat und auf der Rudermaschine (die ich ja persönlich langweilig fand) wurde ich sogar gelobt. Nur mit dem Stepper konnte ich nicht. Morgen habe ich noch einen zweiten Termin, da erklärt mir Brian Toning.

Dann ging ich noch ins Hallenbad und in die Sauna und war sehr stolz auf mich. Heute gehe ich wieder hin, denn schließlich möchte ich noch schöner werden und denken kann ich ja Gott sei Dank noch immer.

Tuesday, August 12, 2008

Geek chic

Ich bin ja eigentlich sehr faul, aber wie wir alle wissen, muss der Mensch heutzutage arbeiten. Deshalb habe ich mittlerweile sehr ausgeklügelte Selbstbetrugsstrategien entwickelt, mit deren Hilfe ich mich geschickt vor dem drücke, was ich eigentlich tun sollte. Auf dem Sofa liegen und in die Luft starren, anstatt einen Aufsatz zu schreiben ist Prokrastinieren für Anfänger. Ich, hingegen, fange an, mich quasi wissenschaftlich mit etwas zu befassen, was absolut gar nichts mit dem zu tun hat, über das ich eigentlich nachdenken sollte. Die gute alte UB in Freiburg war mir da immer eine große Hilfe, weil da ja oft die interessantesten fachfremden Bücher neben denen standen, die ich eigentlich brauchte. Auf diese Weise habe ich mehr Kenntnisse zu so schönen Themen wie Marienerscheinungen, Besessenheit und Teufelsaustreibungen erworben, als der durchschnittliche atheistische Mensch braucht. Und wenn es ein wissenschaftliches Buch ist, kann es doch gar keine totale Zeitverschwendung sein, oder? Super Strategie also...

Gestern wollte ich wieder einmal nicht arbeiten, darum machte hier an der Uni einen Einkaufsbummel. Das ist zwar nicht sonderlich spannend, denn es gibt nur einen Schreibwarenladen, eine Buchhandlung und eine Art corner shop, aber wer mich kennt, weiss, ich finde immer was. Und gestern fand ich dieses Buch, Geek Chic: Smart Women in Popular Culture. Das könnte auch in der UB sein, dachte ich mir, und kaufte es auch, denn das ist ja auch ein unterhaltsames Thema. Und, hey presto, ich konnte wieder einen Nachmittag prokrastinieren und trotzdem akademisch wirken (vor allem mir selbst gegenüber).

Die Aufsätze in dem Sammelband sind durchwachsen. Viele leiden unter dem, was ich das "cultural studies"-Syndrom nennen würde und sich folgend zusammenfassen lässt: "Ich gucke meine Lieblingsserie und sag was über Foucault." Nicht sehr spannend also und es untermauert das ungute Gefühl, dass Cultural Studies ein bißchen die soft option ist. Auch gibt es vieles über Serien, die nur in den USA gelaufen sind und die ich deshalb nicht kenne. Andererseits ist es aber auch sehr schön, wieder an Dinge wie Daria erinnert zu werden (ich liebe diese Serie und gegen Daria wirken Lisa Simpson und Hermione Granger wie Barbies! Man darf mir also gerne das Video schenken).

Das eigentlich interessante an dem Sammelband ist aber eine gewisse innere Spannung. Die Einleitung ist gutes altes Establishment-bashing, wie ich es in dieser Reinform schon lange nicht mehr gelesen habe. Der Tenor ist, dass wir (die weiblichen Zuseher) dahingehend manipuliert werden, lieber die schöne aber dumme (und meistens blonde und langhaarige) Heldin sein zu wollen und nicht deren kluge aber meistens Brille tragende und kurzhaarige, also nicht so attraktive Freundin. Die Manipulation gehe so weit, dass wir uns kluge attraktive Frauen nur schwer vorstellen können, weil das schon beinahe lächerlich wäre. Das Beispiel der Herausgeberin ist etwas schlecht gewählt: Sie meint, dass es seltsam wäre, wenn die Pamela Anderson-Rolle in Baywatch im Hauptberuf Molekularbiologin wäre, was meiner Meinung in einer noch seltsameren Serie resultieren würde, als es Baywatch schon ist. Man möchte also meinen, dass es dem Buch darum geht, dass Frauen nicht immer als Dekorationsobjekte gesehen werden. So weit, so gut and second-wave feminist (wenn auch nicht sonderlich spannend).

In den Beiträgen allerdings scheint eine andere Meinung zu herrschen. Da geht es unterschwellig darum, dass man klug und attraktiv sein kann und darf. Das geht so weit, dass es in einem Beitrag Fotos von Frauen gibt, die im IT Bereich tätig sind und (trotzdem) gut aussehen. Jetzt sehe ich ja gerne auch gut aus und bin klug, aber ich frage mich, ob da nicht die, in der Einleitung ja beklagte, Wichtigkeit der konventionellen Attraktivität (und es geht immer implizit um "conventionally pretty") eigentlich unterstützt wird. Also, eine positive weibliche Identitfikationsfigur sollte klug und schön sein. Fairerweise sollte aber auch gesagt werden, dass es relativ wenige nicht attraktive männliche Helden gibt.

Ein weiterer Punkt ist, dass Klugheit (immer im Sinne von akademisch erfolgreich) prinzipiell dem IT-Bereich und den Naturwissenschaften zugerechnet wird. Das birgt natürlich eine gewisse dramaturgische Spannung in fiktiven Texten, weil es dort weniger Frauen gibt, aber auch hier könnte man eine gewisse Untermauerung potentiell patriarchaler Stereotype orten. Terry Eagleton beschreibt in Literary Theory: An Introduction sehr unterhaltsam, wenn auch tendenziös, die Entwicklung von Englischer Literatur als akademisches Fach. Dabei spricht er von English Studies, die sich ja erst Ende des 19. Jahrhundert als Fach etabliert haben, als "the poor man's Classics" (27) und "a convenient sort of non-subject to palm off the ladies" (28), als ein Fach also, mit dessen Hilfe man das Verlangen der aufmüpfigen Massen nach akademischer Bildung stillen kann und sie trotzdem aus dem Bereichen die wirklich zählen raushalten kann. Heutzutage, ist Classics natürlich nicht mehr der große Renner, aber eben IT und Naturwissenschaften. Daraus folgt, dass wahre weibliche Subversivität anscheinend nicht allein darin liegt, klug zu sein, sondern in männlich konnotierten Bereichen klug zu sein und auch, dass Fächer in denen Frauen, aus welchen Gründen auch immer, stärker vertreten sind, weniger wert sind.

Was, aber, sagt mir das als Geisteswissenschaftlerin? Habe ich die leichtere Möglichkeit gewählt und die feministische Schwesternschaft verraten? Oder sind wir generell weniger intelligent als die KollegInnen in den Naturwissenschaften?

Wie gesagt, ein durchwachsenes Buch, aber trotzdem lesenswert, wenn man sich mal nicht zu offensichtlich vor der Arbeit drücken will.
Ich wollte eigentlich noch von meinen Erfahrungen als notorisch eitle Person an der Uni sprechen (die auch, wie ich meine, rein optisch nicht unbedingt dem 'geek chic' entspricht), aber das mache ich ein anderes Mal.

Wahlkampf, oder das Medium ist ja schon wichtig

Ich bin mir absolut sicher, dass man genau so eine Nationalrat gewinnt ...

Saturday, August 9, 2008

Politics of Fashion

Das finde ich seltsam.

Hier posiert Tyra Banks als Michelle Obama, komplett mit falschem Obama und gecasteten falschen Obama-Kindern. Das hat natürlich alles mit den Präsidentschaftswahlen zu tun, aber ich weiß wirklich nicht, was man davon halten soll: Ist es eine Wahlempfehlung, dass man den Kandidaten als Accessoire verwenden kann? Trivialisiert das den historischen Moment? Will Frau Banks, die im Interview Frau Obama ja sooooo super findet, in Wirklichkeit selber First Lady sein (so wie Frau Bruni)? Hätte sich Frau Banks auch als Bill Clinton verkleidet, wenn Hillary gewonnen hätte? Trägt man als amerikanische Politikergattin wirklich Uni-Shirts und volles Make up im Bett? Freut sich Frau Obama über so was oder kriegt sie ein bisschen Angst? Wird es im österreichischen Wahlkampf ähnliches geben und wird das meine Wahlentscheidung erleichtern? Und warum, bitte, ist eine First Lady so wichtig? Da kann man sich doch gleich eine Monarchie anschaffen, wenn man auf so was steht!

Das sogenannte Interview, das die Fotostrecke begleitet, ist auch interessant, weil Frau Banks ja auch nicht vor Stereotypen zurückschreckt, was ethnische Herkunft anbelangt. Und das alles ist natürlich ein wunderbares Beispiel von doppelt und dreifacher Intertextualität: Obama referiert ja ständig auf Kennedy und die Fotos referieren sowohl auf Obama und Kennedy (man beachte das unter dem Schreibtisch verstaute Kind). Ich habe mir beim ersten Ansehen sogar höhnisch gedacht, warum man denn nicht auch das Attentat in Dallas nachgestellt hat, bis mir eingefallen ist, dass das ja Kennedy war.

Friday, August 8, 2008

Warum nur...

behauptet amazon meine Adresse (und damit die Uni Cork) existiere nicht? Mein sehnlichst erwartetes Paket wurde retourniert. Ich fühle mich ungeliebt und zurückgewiesen.

Thursday, August 7, 2008

Kerstins liebste Monster

Schon immer war ich ein großer Fan von Teufels- und Monsterdarstellungen und als ich mich neulich in einem Kloster herumtrieb, entdeckte ich dieses reizende Exemplar.

Saturday, August 2, 2008

Demokratie und Provinz

Als Nation möchte man ja gerne so sein wie Italien. Die deutschen Nachbarn, zum Beispiel, hüllen sich in Decken und setzen sich auch bei Minusgraden ins Freie, um auch ja allen zu zeigen, dass auch sie ganz spontan "una bella figura" machen können, scheitern aber natürlich kläglich am Kaffee. Mit dem hat Österreich keine Probleme, aber auch wir haben uns das südliche Nachbarland als Vorbild gewählt und wollen auch möglichst viele Regierungen in möglichst kurzer Zeit haben. Im Herbst wählen wir also wieder einmal verfrüht einen neuen Nationalrat.

Da ich eine pflichtbewusste Staatsbürgerin bin, aber in der Diaspore wohne, brauche ich eine Wahlkarte. Die, sagten die österreichischen Medien, sind jetzt erneuert, ursuper und in allen Gemeindeämtern ab jetzt erhältlich. Nichts wie hin, dachte ich mir, und ging auf's Amt… Meine erste Bitte nach einer Wahlkarte wurde mit einem "Jetzt schon?!" quittiert, dann sagte die nette Dame, die Kollegin, die sich damit auskenne, sei in einer Besprechung und ich solle in einer halben Stunde wiederkommen. Ich trollte mich, ging ein Eis essen und hörte ein paar alten Nazis am Nebentisch zu. Dann ging ich wieder ins Gemeindeamt. Die wissende Kollegin war jetzt da, aber auch sehr erstaunt über meinen Wunsch. Und überhaupt, die Wahlkarten seien noch auf der Bezirkshauptmannschaft und die würde sie frühestens Ende August, also eher Mitte September, herausrücken. Wahl ist ja erst Ende September. Höflich wies ich auf meine kosmopolite Existenz und meine glühende demokratische Grundhaltung hin. Ja, meinte die Dame, vielleicht könnten meine Eltern die Wahlkarte abholen. Super, sagte ich, wenn das geht, muss ich da was unterschreiben, damit sie das auch dürfen? Nein, war die Antwort, man kenne sich ja hier. Das ist freilich wahr. Es stimmt auch, dass ich vor 16 Jahren auf besagtem Gemeindeamt ein Praktikum gemacht habe und mein Vater jahrzehntelang in der Kommunalpolitik tätig war. Trotzdem fühle ich mich doch etwas seltsam bei dem Gedanken, dass sich theoretisch jemand meinen Stimmzettel krallen und fröhlich für mich wählen könnte. Ganz abgesehen davon, dass meine Eltern durchaus zum politischen Aktionismus neigen…

Thursday, July 24, 2008

Kunst und meine Generation


Obwohl ich auf Urlaub bin, will doch wieder etwas Erbauliches berichten. Gestern war ich in Kärnten. Kärnten, für sich allein betrachtet, ist ein recht absonderliches Stückchen Österreich, was vor allem an den Wahlentscheidungen seiner Bevölkerung liegt. Darüber will ich aber nicht schreiben, weil ich sonst vor lauter Gift und Galle spucken leicht inkoheränt werde.

Neben gruseligen Politikern hat Kärnten aber auch Leute wie Robert Musil, Ingeborg Bachmann und Christine Lavant hervorgebracht und auch erstaunlich viele Vertreter der österreichischen modernen Kunst sind aus Kärnten, wie z.B. Werner Berg, Arnulf Reiner oder Kiki Kogelnik.

Deshalb macht es auch durchaus Sinn, dass es in der Landeshauptstadt Klagenfurt ein Museum für Moderne Kunst gibt. Und weil ich nicht nur schön und klug, sondern auch kultiviert bin, bin ich da hin. Es ist durchaus zu empfehlen, sollte es mal einen an den Wörthersee verschlagen. Aber am besten hat mir ein Bild einer Künstlerin gefallen (denen Namen habe ich leider vergessen), welches aus einem zerriebenen orangen Hupfball (so hieß das in Österreich, vielleicht heißt es Hüpfball bei den geschätzten Nachbarn...) hergestellt war und auch einen solchen darstellte. Und dann gab es eine Installation einer Herde kleiner weisser Hupfbälle und noch ein Hupfball-Bild. Es hat mich nicht verwundert, dass die Dame 1978 geboren wurde (meine Generation also), denn auch für mich war der orange Hupfball ein wichtiger Teil meiner Kindheit, auch wenn ich nicht unbedingt das Bedürfnis habe, ihn zu malen.

Sunday, July 13, 2008

Wenn ich bei Frau Fludernik besser aufgepasst hätte…

… könnte ich hier jetzt Qualifizierteres verbreiten, aber was soll's. Ich habe eine gesunde Skepsis der Narratologie gegenüber, trotzdem trieb ich mich schon auf der einen oder anderen Konferenz mit dem Wort im Titel herum und will nun ein paar Bemerkungen zu diesem Artikel aus der Internet-Frauenbeilage der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" machen (und bevor jemand fragt, ja, ich finde "die.standard" auch ein wenig blöd).

Wie auch immer, es geht hier um voice-over in Fernsehserien mit weiblicher Zielgruppe. Also, Carrie in "Sex and the City", die tote Ehefrau in "Desperate Housewives" und so weiter. Die Autorin findet das nervig, was interessanterweise hauptsächlich daran liegt, dass die Erzählerin nicht den Wissensstand der Zuschauerin teilt. Also entweder, sie weiß mehr ("Einmal gibt es die allwissende Erzählerin, die quasi aus der Zukunft, aus einer anderen Sphäre, die Zusammenhänge verdichtet und immer diesen leidigen Informationsvorsprung hat, den sie uns nur zitzerlweise mitteilt." Man bemerke den schönen Austriazismus für "nach und nach"!) oder weniger ("Dann sind da die ErzählerInnen, die mitten in der Geschichte stecken, und uns ihre innerlichen Bestandaufnahmen nicht im Gespräch mit anderen Figuren mitteilen, und auch nicht die direkte Ansprache [wie Malcolm in the Middle (2000-2006)] wählen. Die wissen nicht mehr als wir, eher ist das Gegenteil der Fall. Auch nervig.").

Es ist besonders ihr erstes Beispiel, das ich problematisch finde: die Erzählerin – und man verzeihe mir das Abgleiten in englische Terminologie – ist "omniscient" und zu einem gewissen Grade auch "heterodiegetic", also auf einer anderen Ebene als die Charaktere auf der story-Ebene, aber trotzdem "overt" and "embodied", also nicht in Form von Jahns "filmic compositional device". Aber bei den im Artikel genannten Beispielen ist das eben nicht der Fall, denn die Erzählerinnen sind sehr wohl "homodiegetic", wobei in "Sex and the City" nie ganz klar wird, warum Carrie so genau weiß, was gerade "across the city" passiert. Da könnte man aber argumentieren, dass die voice-over Carrie ein "narrating I" ist, das zeitlich später angesiedelt ist, als Carrie, das "experiencing I", und nach diversen extranarrativen Gesprächen mit den anderen, das alles rekonstruieren kann. Und ich glaube, dass die meisten Beispiele so aufgelöst werden können, es sei denn es handelt sich um hypernarrative Situationen, also wenn z.B. die Simpsons sich Halloweengeschichten erzählen. Wobei letzteres Beispiel auch nicht so unkomplex ist, da in den Geschichten die Simpsons ja wieder vorkommen als eine quasi doppelt-narrative Version ihrer selbst. Da die Halloween-Episoden mich aber immer nerven, will ich nicht weiter darüber nachdenken.

Das zweite Beispiel ist ein ganz klarer Fall einer homodiegetischen Erzählerfigur in der realistischen Tradition, also mit eingeschränktem Wissen (weil nicht gottgleich oder tot). Dass das eine gute literarische Tradition hat, muss man nicht extra sagen. Aber vielleicht ist das für die Autorin Ärgerliche das, dass hier eigentlich "first-person narrative" und "authorial narrative" vermischt werden. Mainstream Filme und Serien würde ich nämlich als "covert authorial" sehen, also mit einer unsichtbaren und nicht personifizierten, aber alles wissenden und lenkenden Erzählerinstanz ("ich ohne Leib" nennt das Stanzel, glaube ich). Da ist es dann natürlich überflüssig, eine dazwischen quatschende Figur zu haben, deren Synchronstimme vielleicht auch noch suboptimal ist. (Wenn ich letzteres bedenke, frage ich mich gerade, ob die oh so trendigen KollegInnen, die Film und Narratologie machen, eigentlich auch berücksichtigen, in wie fern Stimme und Aussehen der Schauspieler usw. die Wahrnehmung eines Filmes als Erzähltext beeinflussen. Aber wahrscheinlich schon…) Ist uns oder dem gemeinen Fernsehzuseher also eine bequeme, nicht gebrochene Erzählsituation am liebsten? Oder ist das vom Genre abhängig? Ist die direkte Anrede in "Malcolm in the Middle" (oder auch die Verfremdungseffekte in "Scrubs") akzeptabel, weil sich um eine Serie handelt, deren Zielgruppe sich als postmodern gewandt und ironisch sehen würde? Und sind "Frauenserien" weniger "edgy" und ist deshalb so ein Stilmittel fehl am Platz?

Der gender-Aspekt wird in dem Artikel natürlich auch angesprochen und würde wahrscheinlich am meisten Stoff für Diskussion bieten. Es gibt einiges zu gender und Narratologie, aber davon kenne ich zu wenig, um darüber etwas sagen zu können. Richtig ist, dass sich populäre Frauenliteratur, also chick lit, sich durchwegs der "first-person narrative" bedient, gerne auch in der Form des Brief- oder Tagebuchromans. Ob das eine besondere Nähe zur Leserin herstellt, weiß ich nicht, da ich annehme das andere frauenspezifische Genres (romances und diese unsäglichen historischen Romane, zum Beispiel) sehr wohl auktorial sind. Ich bin mir auch nicht sicher, ob dadurch besondere Authentizität hervorgerufen wird. Also in dem Sinne, dass man vergisst, dass das 'nur' eine Romanfigur ist oder man sich wie bei einem gemütlichen Plausch von Frau zu Frau fühlt. Welches Geschlecht man einem Erzähler, "implied author" oder gar echtem Autor zuordnet ist nämlich ein weites Feld. Zum Beispiel hatte das Lesepublikum kein Problem, Charlotte Brontës "Jane Eyre"(von der weiblichen Titelfigur erzählt) als Werk eines Mannes zu akzeptieren, während hingegen das auktorial erzählte "Shirley" angeblich schnell als Werk einer Frau identifiziert wurde. ("Shirley" würde in seiner ganzen gloriosen, chaotischen Heteroglossie einen eigenen Eintrag verdienen…)

Also, wie gesagt, ich kenne mich alles in allem zu wenig aus in dem Gebiet. Wenn der geneigte Leser aber Ideen und Beispiele hat, würde ich mich freuen, davon zu hören.

Thursday, July 10, 2008

Lesbare Körper

Und sollte ich einmal wünschen, anders gelesen zu werden, gibt es gleich um die Ecke von mir diese interessante Möglichkeit.


Wednesday, July 9, 2008

In which the author passes as the other

Ich rede und schreibe ja gerne über die Diskursivität des Lebens im allgemeinen und des menschlichen Körpers im besonderen. Postmodern verdorben wie ich bin, ist mir ja nicht nur nichts heilig, sondern auch nichts natürlich. Die ganze Idee ist aber freilich nicht von mir, sondern von der sehr verehrten Frau Butler, die wie die geneigte Leserin sicher weiss, sowohl Geschlecht (sex) als auch Geschlechtsidentität (gender) als Performanz interpretiert. Diese Performanz darf aber nicht irgendwie sein, wie es uns gerade gefällt, sondern soll lesbar (intelligible) sein, damit die schöne Heteronormativität nicht gestört wird und sich auch jeder auskennt.

Für das tägliche Leben heisst das, dass wir immer und überall Körper lesen und auch gelesen werden. Die meiste Zeit fällt uns das gar nicht auf, aber das haben normalisierende Diskurse hinterhältigerweise so an sich.

Neulich erlebte ich aber am eigenen Leib eine ganz wunderbar originelle Lesart, die mir nun auf alle Ewigkeiten als Beweis für die kulturelle Konstruktion von Körper dienen wird.

Und das ist die Geschichte dazu: Vor kurzem hatten wir hier am Department einen Gastvortragenden aus Indien hier. Das war ein älterer Herr, der auch durchaus indisch aussah. Nachdem meine Kollegin (groß, blond und mit irischen Akzent) und ich (wie ich halt so aussehe und spreche) ihn vom Bahnhof abgeholt hatten, brachten wir ihn zu seinem B&B. Dort gab es ein bißchen Verwirrung wegen der Reservierung, aber eigentlich war alles in Ordnung. Der Herr aus Indien bezog sein Einzelzimmer und wollte seinen Vortrag durchgehen und meine Kollegin und ich gingen zurück ans Department. Kaum dort angekommen, klopfte es an meine Bürotür und unsere Sekretärin kam kichernd herein. Sie hatte gerade mit dem B&B-Wirt telefoniert, der wollte nämlich fragen, warum wir für den indischen Herrn und seine Gattin nur ein Einzelzimmer bestellt hätten. Als unsere Sekretärin die Präsenz einer Gattin vehement bestritt, bestand der gute Landlord darauf, dass eine der beiden Damen, die mit dem indischen Herrn bei ihm waren, die Gattin sei und ging dazu über diese zu beschreiben: "Dark hair, glasses and of Asian descent." Das war dann wohl ich.

Nett, nicht? Man kann meinen Körper also als den einer indischen Professorengattin lesen. Ein wenig Sorgen bereitet mir, dass man mir einen 1.60 großen Ehemann im Rentenalter zutraut. Andererseits überlege ich aber auch, ob ich mich nicht in Bollywood bewerben sollte.

Tuesday, July 8, 2008

orf.at schlägt wieder zu oder Steirerblut ist kein Himbeersaft

Auch wenn es nur mich amüsiert (was ja eigentlich auch egal ist, schließlich ist es mein blog), muss ich doch mitteilen, dass orf.at wieder mein Herz erfreut hat: zuerst mit der schönen Schlagzeile "Betrunkenes Kind fällt vom Dach" und dann damit, dass sich das in meinem Heimatort zugetragen hat. Ich finde es ausgesprochen lobenswert, dass mir solche Neuigkeiten auch in der Fremde zugetragen werden.

Sunday, July 6, 2008

Playing Fields

Ein kleiner Nachtrag zum Thema Sport und nationaler Identität. Die Sunday Times schreibt heute über Rugby, Nelson Mandela und südafrikanische Identität.

Saturday, July 5, 2008

Sport, Literatur und Nation

Seit kurzem gibt es einen Fernsehspot hier in Irland, der sich ganz wunderbar für eine Diskussion über Postkolonialismus und die Idee der Nation eignen würde.
Es handelt sich um eine Einschaltung der Gaelic Athletic Association. Die GAA kümmert sich hier in Irland um all die lustigen Sportarten, die man nirgendwo sonst betreibt und die unter anderem dieses Land so liebenswert machen. Aber die GAA hat oder hatte auch einen politischen Hintergrund. 1884 gegründet war sie immer stark der irischen Nationalbewegung verbunden und die irischen Sportarten sollten natürlich eine Identifikation mit einer spezifisch irischen Identität unterstützen (im Gegensatz zu so britischen Sportarten wie Rugby und normalem Fußball). 1939 musste gar der irische Präsident Douglas Hyde als GAA-Funktionär zurücktreten, weil er bei einem normalen Fußballspiel war. (Okay, das habe ich aus Wikipedia, aber es ist Wochenende, da bin ich faul). Und 2007 gab es einige Aufregung, weil die GAA erstmals erlaubt hat, dass Fußball- und Rugbymatches (darunter ein Ländermatch gegen England) in Croke Park stattfinden. Croke Park ist historisch und national höchst aufgeladen, weil 1920 britische Truppen bei einem Spiel in die Zuschauermenge feuerten und 14 Menschen starben.
Vor diesem Hintergrund wundert es mich nun ein wenig, dass die GAA in der Werbung für die neue Saison nun einen Sprecher mit starkem irischen Akzent Rudyard Kiplings Gedicht "If" zitieren lässt. Ich verstehe durchaus, dass das ein Gedicht ist, das eine Art von Stolz, Kampfgeist und Maskulinität ausdrückt, die gut zum Mannschaftssport passt. Aber es ist von Kipling, der der größte Spin-Doctor des Empires überhaupt war. Die geneigte Leserschaft möge sich an Gedichte wie "The White Man's Burden" und "The Glory of the Garden" erinnern. Und "The English Flag", wo es darum geht, dass der Union Jack auf der ganzen Welt flattert, schrieb er als Reaktion als irische Nationalisten hier in Cork die englische Flagge verbrannten.
Ich frage mich nun, ob die GAA das nicht weiß und "If" einfach schön findet oder ob sie auch versucht, Sport völlig von politischen (und nationalen) Diskursen zu lösen (oder zu mindestens so zu tun), was ja angeblich in Deutschland zur WM so wunderbar funktioniert hat (hier ein Artikel aus der Zeit, der das etwas in Frage stellt). Was wiederum zu der Frage führt, ob Sport und Literatur und auch sonst alles überhaupt jemals losgelöst von anderen Diskursen betrachtet werden kann. Ach, wie schade, dass Ferien sind und ich nicht mehr Literatur unterrichten darf, dass wäre doch ein Spitzenaufhänger für eine Stunde.

Friday, July 4, 2008

Lustig singt die Regentonne

Das Wetter in Irland ist allgegenwärtig und man entkommt ihm nicht. Leider ist das Wetter zur Zeit gerade Regen mit capital r. Das einzige was mich im Moment von einer ausgewachsenen Wetterdepression abhält ist dieses Gedicht, welches ich in der ersten Klasse Volksschule auswendig gelernt habe. Es stammt aus dem wunderbaren Buch Lustig singt die Regentonne von Vera Ferra-Mikura (deren Namen ich immer schon toll fand):

Trippeltropf, wo ist die Sonne?
Trippeltropf, wer kann sie sehn?
Lustig singt die Regentonne:
Oh, wie ist mein Leben schön!
Frosch im Gras,
volles Fass,
plansch, die ganze Welt ist nass!
Trippeltropf auf alle Dächer,
trippeltropf den langen Tag.
Meine Schuhe haben Löcher,
brrrr, wie das nur enden mag?
Frosch im Gras,
volles Fass,
plansch, die ganze Welt ist nass!

Thursday, July 3, 2008

Öffentlich rechtlich

Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass eine meiner allerliebsten Internetseiten www.orf.at ist. Das hat damit zu tun, dass ich ja seit Jahren immer fern der Heimat mein Brot verdienen muss und immer wieder vom Heimweh übermannt werde, aber hauptsächlich liegt es an den wunderbaren Schlagzeilen. „Nervenklinikpatient mit Semmel ermordet“ wird mich noch lange erfreuen.

Aber heute macht sich orf.at um die heimische Literatur verdient: „Die Spinx aus Prag: Große Kafka-Entwirrung“ lautet deshalb die Überschrift, gefolgt von „Wie viel Klarheit verträgt Kafka?“ und „Eingeklemmt ins triste Leben“. Und da soll noch einer sagen, der ORF käme seinem Bildungsauftrag nicht nach.

Wednesday, July 2, 2008

Vorsingen

Heute hatten wir Vorsingen, was anthropologisch gesehen sehr interessant war. Das Bewerberfeld teilte sich in Menschen, die mit Namen, Forschungsgebieten und Kopien von Aufsätzen, Rezensionen, Büchern und Zeit-Artikeln in denen ihr Name vorkam wie wild um sich warfen, Leute, die irgendwie in ihrem Austauschjahr in den USA hängen geblieben sind und jetzt mit PhD und händeringend wieder zurück nach Europa wollen und dann wieder andere, die in ihrer eigenen kleinen Welt zu weilen scheinen, in der man Metaphern in mathematischen Formeln ausdrücken kann (obwohl ich zugeben muss, dass die powerpoint-Präsentation in diesem Fall schon sehr beeindruckend war).

Ich persönlich hatte ja keine andere Verantwortung als zuhören, aber auch das fand ich nicht unbedingt nur schön. Denn es ging ja im wahrsten Sinne des Wortes nur um Präsentation und damit meine ich nicht einmal den Inhalt der Präsentation, sondern die Selbstpräsentation der Vortragenden. Das Thema war ohnehin "Wie passe ich in dieses Department" (kein Scherz, nur auf Englisch) und man mag es kaum glauben, wie gut hier alle hin passen würden. Was mich dabei traurig macht, liegt daran, glaube ich, dass ich tief in meinem Herzen immer noch daran glaube, dass es an der Universität besser sein sollte als im wirklichen Leben. Also, dass Äußerlichkeiten nicht zählen und so. Schließlich endet man doch hier, weil man als Teenager zwar gute Noten und viele Interessen, aber keinen sonderlichen Erfolg bei irgendeinem Geschlecht hatte, oder? Aber wo kommen wir denn hin, wenn man hier plötzlich auch attraktiv, dynamisch und weiß der Teufel was noch sein muss?

Ein neuer Versuch also

Wie man weiß, strebe ich ja stets nach der Verbesserung meiner selbst. Sehr viel besser wäre ich, hätte ich Selbstdisziplin und darum versuche ich dieses blog-Dings noch einmal. Wir werden ja sehen, wie weit wir diesmal kommen.