Friday, August 15, 2008

Ein etwas oberflächlicher Eintrag

Heute habe ich also gelernt, wie ich mich in Zukunft ganz strategisch straffen werde. Toning, nennt man das. Das war alles sehr interessant, obwohl ich mich anfangs ein bisschen fürchtete, weil ich wieder auf seltsame Maschinen, die ein bisschen wie der Untersuchungsstuhl beim Gynäkologen aussahen, musste, und die auch gefährlich nahe bei den grunzenden Bodybuildern standen. Aber Brian hat mich jedes Mal sehr gelobt und besonders schön fand er meine Ausfallschritte.

Bei dieser ganzen ernsthaften Beschäftigung mit der eigenen Körperlichkeit kam ich nicht umhin auch ein bisschen in mich zu gehen, denn wir wissen, das Verhältnis zwischen selbst und Körper ist ein schwieriges. Nun hatte ich bisher das Glück, mich nicht sonderlich über das aufregen zu müssen, was man gemeinhin Problemzonen nennt. Was aber natürlich nicht heißt, dass ich wie ein weiblicher Narziss durchs Leben schwebe, denn heute wurde mir klar, welcher Körperteil mich am meisten beschäftigt und bei dessen Wahrnehmung ich mit schöner Regelmäßigkeit doch gewisse Wahrnehmungsstörungen an den Tag lege: meine Wimpern.

Ich weiß nicht, wann das angefangen hat, aber ich bin beispielsweise mehr oder weniger unfähig, das Haus ohne Wimperntusche zu verlassen. Unter keinen Umständen würde ich sonntags die Zeitung beim Kiosk um die Ecke ohne Mascara kaufen gehen und Mistkübel-Runtertragen ist ein Grenzfall. In der Endphase meiner Diss, was ja bekanntlich ein psychischer Ausnahmezustand ist, habe einmal wirklich auf die Wimperntusche vergessen. Als ich das dann bei einem Toilettenbesuch feststellte, schrie ich laut auf und rannte zitternd zum Schlecker hinter dem KG IV, um möglichst schnell an den schwarzen, Länge und Dichte versprechenden Stoff zu kommen.

Meine Wimperntusche muss auf jeden Fall tiefschwarz sein und sollte grundsätzlich in der Lage sein, meinen Augen eine gewisse disneyhafte Ausstrahlung zu geben. Kurz gesagt: Ich will Bambi sein! Wenigstens was meine Augen betrifft. Und das ist auch das Problem, denn kein Mascara ist auf Dauer gut genug. Und langsam erkenne ich ein selbstzerstörerisches Beziehungsmuster: Ich lasse mich von Werbungen betören, ignoriere den diskreten Hinweis am unteren Seitenrand, dass beim Shooting falsche Wimpern verwendet wurden, kaufe die Tusche, bin einige Zeit ekstatisch, nur um mich dann enttäuscht abzuwenden. Ich gewöhne mich nämlich an den Effekt und was eben noch der heilige Mascara-Gral war ist öde und langweilig und wir haben uns auseinandergelebt. Und ich muss mich wieder auf die Suche machen nach der einzigen und perfekten Wimperntusche.

Außerdem bin ich von den Wimpern anderer Leute besessen, wobei ich jede Vernunft ausschalte. Neulich sah ich Private Practice, was ein spin off von Grey's Anatomy ist. Ich will hier gar nicht auf die Vorzüge diverser Krankenhausserien eingehen, denn das einzige, an was ich mich erinnern kann, sind die Wimpern der Hauptdarstellerin. So lang, so dicht, so perfekt! Die hätte man im Notfall als Kuscheltiere verwenden können! Die Fiktionalität des Mediums völlig vergessend wimmerte ich: "Das geht doch nicht! Das sind doch falsche Wimpern! Mit denen kann man doch nicht operieren, was ist wenn die in den Patienten fallen?" Und natürlich wollte ich auch solche Wimpern, denn wenn ich sie hätte, wäre mein Leben perfekt und Schmetterlinge und kleine kuschelige Häschen würden meinen Weg säumen.

Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, wurde mir klar, was hier gespielt wird. Betrachtet man es nämlich näher, fällt auf, dass man in Film- und Printmedien kaum mehr echte Wimpern sieht, nur falsche und/oder retouchierte. Und labile Menschen wie ich sind das Opfer, denn sie vergleichen die eigenen Wimpern mit dem unerreichbaren Ideal und machen sich wieder einmal verzweifelt auf die Suche …

4 comments:

Anonymous said...

Ich habe neulich mit Entsetzen festgestellt, dass nicht nur die Wimpern, sondern sogar die Haare bei großen Auftritten nicht echt sind. Kein Wunder dass Stars im Privatleben so gerupft aussehen.

Warum versuchst du es nicht auch mal mit falschen Wimpern? Wenn die Stars und Sternchen faken können, dann können wir das doch schon lange.

(Ich frage mich gerade ob Amy Winehouse ihren Haarturm abends abnimmt, oder ob wenigstens der echt ist.)

AMEinhaus said...

So schön! :-D Musste sehr über die Entdeckung im KGIV-Damenklo lachen und konnte auch irgendwie mitfühlen, trotzdem ich durchaus mal ungetuscht den Müll rausbringe oder joggen gehe. Ich hab aber immerhin mal ein ganzes Jahr lang die einmonatige Tortur des Wimpernfärbens auf mich genommen (und IMMER was von der Farbe in die Augen bekommen, aua!), nur um mich von Wimpernkomplexen zu emanzipieren... Nicht empfehlenswert!

Kerstin said...

Wegen der falschen Haare können Stars ja auch von einen Tag auf den anderen dramatisch längere Haare haben.
Für falsche Wimpern bin ich wahrscheinlich zu ungeschickt und wohl auch immer Angst, dass sie runterfallen. Aber neulich las ich von einer neuen Technik, bei der die Wimpern angeschweisst werden und dann vier Wochen oder so halten. Der Spaß war aber auch einigermaßen teuer.

Ich wusste doch, dass Färben gefährlich sind. Beim Friseur meiner Mutter darf das aus unerfindlichen Gründen immer der jüngste Lehrling machen. Ds habe ich nie ganz verstanden, warum die ausgerechnet irgendwelche Teenager mit Chemikalien an die AUgen ihrer Kundinnen lassen.

Anonymous said...

Emanzipationsstütze:
Jedes einzelne Mal, wenn mir auffällt, dass eine Frau die Augen schwarz umrandet hat: Hm, interessant, sieht aber irgendwie friedhofsartig aus. Ohne wäre sie sicher viel schöner.