Wednesday, September 24, 2008

Sunday, September 21, 2008

Eine weltbewegende Frage

Warum bekommt man Dinge, die man 4 Wochen lang verwendet, meistens in Dreierpacks? Das ist bei meinem Wasserfilter und bei meinen Kontaktlinsen der Fall.

Monday, September 8, 2008

Narzissmus ist besser als Depression

Um mich gestern aufzuheitern, beschloss ich einem Modetrend zu folgen. Das hilft ja meistens. Und so ging ich und kaufte bunte Strumpfhosen, die sind jetzt sehr im Trend, beleben diverse Outfits und lassen einen auch im irischen Nebel für Autofahrer sichtbar sein.

Nun sind aber “bunt” und “farbenfroh” nicht unbedingt Wörter, die ich normalerweise zum Beschreiben meiner Garderobe verwenden würde. Farbe an sich ist mir sogar etwas wesensfremd und deshalb bin ich mir in Bezug auf die farbigen Strümpfe nicht total sicher. Aber seht selbst. Konstruktive Kritik ist sehr willkommen.




Sunday, September 7, 2008

Kerstin und das Alter

Gestern in der Früh machte ich eine falsche Bewegung und mein Genick tat mir plötzlich schrecklich weh. Dank der Fitness-Gehirnwäsche deren Opfer ich ja bekanntlich geworden bin, dachte ich, "Ach, so ein bißchen Bewegung ist sicher gut für meinen Hals" und ging frohgemut turnen.

Mit dem Resultat, dass ich heute nacht um drei aufwachte und meinen Kopf nicht mehr bewegen konnte. Ich leide ein bißchen unter Hypochondrie und besonders mutterseelenallein um drei Uhr morgens bin ich gerne überzeugt davon, dass ich an schrecklichen unheilbaren Krankheiten leide. Ich war also sicher, dass ich eine Vorstufe zu einer absoluten Ganzkörperlähmung hatte. Damit ich wenigstens schlafen konnte, warf ich eine Schmerztablette ein, tat mir schrecklich leid und schlief wieder ein.

Beim Aufwachen tat es noch immer weh und ich fühlte mich, als ob ich mindestens 120 Jahre als wäre. Ich wickelte mir einen Schal um den Hals, denn das fand ich passend. Nachmittags musste ich mich mit unserer neuen Sprachassistentin treffen, deren "Mentorin" ich angeblich bin. Diese Bezeichnung macht mich auch nicht jünger, finde ich. Außerdem ist mir aufgefallen, wie viele Produkte ich neuerdings brauche, um halbwegs öffentlichtauglich auszusehen. Was ich ja musste, denn ich musste ja die Assistentin treffen... Kurz: Ich bin heute schlecht gelaunt und ich mag das Alter nicht.

Tuesday, September 2, 2008

Kerstin erwirbt sich einen Ruf und gibt ungefragt Ratschläge

Die Anglistikchefin hier hat mir gerade angesichts meines entzückenden Kleidchens am Damenklo gesagt, dass ich ja immer so elegant sei. Ein Kollege aus dem French Department erzählt seinen Freunden gerne, dass er (unter anderem) meine Schuhe gut findet. Man sieht also, ich bin auf dem besten Weg, die universitäre Stilikone zu werden. Zugegebenermaßen ist das hierzulande nicht schwierig, denn die Irinnen sind zum größten Teil eine etwas missglückte Mischung aus britischen und amerikanischen Stilsünden kombiniert mit viel rosa. Trotzdem freut es einen natürlich, wenn das eigene Äußere Fans hat und damit dass anderen Leuten auch so geht, habe ich mich entschlossen, hier jetzt Stylingtipps zu geben. Den Drang dazu verspüre ich oft, aber unaufgefordert Leuten Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, ist dann doch ein bißchen riskant, vor allem wenn sie größer sind als man selber…

Darum nehme ich die hier schon angesprochene Frau Palin auch nur zum Anlass für ein paar allgemeine Bemerkungen und nicht als konkrete Fallstudie. Auch ist es mir egal, ob sie oder Portsmouth oder MacCain selber schwanger ist. Bevor nämlich die Schwangerschaftsgeschichten anfingen, stand dieser Kommentar in der New York Times, in dem es unter anderem um Frau Palins Aussehen geht. Auf die Frage, ob ihr adrettes Äußeres denn auch manchmal ein Nachteil sei, antwortet sie wie folgt: “A reporter once asked me about it during the campaign, and I assured him I was trying to be as frumpy as I could by wearing my hair on top of my head and these schoolmarm glasses.” Ha, rief ich aus als ich das las, denn wirklich das erste was mir an Frau Palin auffiel, war ihren Brillen. Und die sind keine “schoolmarm glasses” sondern die randlosen Brille einer Frau, die nicht zu ihrer Brille steht.

Ich bin kein Fan dieser randlosen Dinger. Meiner Meinung sind sie vergleichbar mit Bhs mit durchsichtigen Plastikträgern. Diese Träger sind natürlich nicht unsichtbar, sondern sehen einfach blöd aus. Je nach Outfit (und Oberweite) muss man sich nämlich entscheiden: Entweder kein Bh oder ein trägerloser oder die etwas riskante Variante mit sichtbaren Bh-Trägern. Genau das selbe Phänomen kann man bei den randlosen Brillen beobachten: Sie sind ein Ergebnis des Wunsches, dass die ungeliebte Sehhilfe unsichtbar wäre, dass das Gesicht möglichst unverstellt zur Geltung komme. Aber dazu gibt es Kontaktlinsen! Die randlose Brille, die wirklich nur wenigen steht, ist ein ungutes Mittelding. Entweder man steht zu seiner Brille oder man trägt Kontaktlinsen.

Entscheidet man sich für die Brille, hat das natürlich auf Konsequenzen für den Rest des Stylings. Frau Palin ist hier wieder ein gutes Beispiel: Locker aufgestecktes Haar ist absolut kein Brillen-Styling. Brille braucht etwas eleganteres oder originelleres, etwas, was im anglophonen Bereich im weitesten Sinne als “edgy” bezeichnet wird. Frau Palin ist das nicht. Lange Haar bei Frauen über 35 sind ein Kapitel für sich, aber ihr steht es durchaus, nur passt eben die Brille nicht zu “mädchenhaft” und “conventionally pretty”. Diese Adjektiva meine ich zur Abwechslung im Moment gar nicht negativ, sondern benutze sie nur zur Beschreibung eines Stiles, den man dann aber auch durchziehen sollte und die randlose Brille wirkt in diesem Kontext halt wie ein halbherziger Kompromiss.

Dorothy Parker schrieb einst das schöne und kurze Gedicht “Boys seldom make passes at girls who wear glasses” und häßliche Entlein in Funk und Fernsehen tragen auch immer Brillen. Das traumatisiert natürlich und randlose Brillen sind das Resultat. Deshalb kann ich nur wiederholen: Zur Brille und ihren Rändern stehen oder Kontaktlinsen tragen!

Dass keiner einen anbaggert, wenn man Brillen trägt, ist übrigens auch nicht wahr. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es einfach andere Männer sind. Meine heißgeliebte und leider verloren gegangene und nicht mehr hergestellte schwarz-pinke Brille erweckte durchwegs positives männliches Echo. Hier kann ich auch gleich einen guten Tipp an die männliche Leserschaft hinzufügen: Komplimente zur gutausgesuchten Brille kommen gut an! Wie alle Komplimente, die nur ein bißchen originell sind. Da steht man nämlich gleich als wohltuend andersartiger Mann da. Den gleichen Eindruck kann man schinden, wenn eine Antwort auf die Frage welchen Frauentyp man gut findet gefordert wird. Nicht gleich losplappern, sondern überlegen, welche Frauen Frauen gefallen und vielleicht auch noch, wer denn das aussehenstechnische Vorbild der fragenden Dame sein könnte, und dann dementsprechend antworten. Das ist simpel, aber kann funktionieren. Ich selbst stürzte mich vor Jahren in eine unglückliche Affäre, nur weil der junge Mann meinte, er fände Juliette Binoche gut. Ein äußerst liebenswerter ehemaliger Kollege von mir wurde andererseits von mir und einer Kollegin fast verprügelt, nur weil er nichts ahnend zugab, Audrey Hepburn nicht schön zu finden. Da sieht man es wieder…

Die Kollegen von der Times scheinen ähnliche Interessen wie ich zu haben. Hier ihre Analyse von Sarah Palins Aussehen.

Monday, September 1, 2008

Man lernt nie aus

Eine meiner Studentinnen hat folgendes in der Wiederholungsklausur geschrieben: "Marxism is mildly socialist."

Amerikanische Politik

Ich hatte den Verdacht ja schon einige Zeit und er scheint sich zu bestätigen: Hier in Europa fängt uns der amerikanische Wahlkampf an ein bisschen zu langweilen. Das mag an dem unsäglich langwierigen Vorwahlkampf liegen, den wir ja hier nicht so kennen.

Um uns abzulenken, besinnen wir uns auf unsere angeborene europäische Überlegenheit und so bemerke ich seit einiger Zeit in den Medien einen Trend, der sich in den folgenden Worten zusammenfassen lässt: "Wir finden Obama und seine Frau ja ganz toll, aber seine Wähler sind halt trotzdem hässliche und ungebildete Amerikaner." Ein schönes Beispiel findet sich in der heutigen Sunday Times, in der AA Gill seine Erlebnisse vom demokratischen Parteitag beschreibt. Nun wird Herr Gill seiner bissigen Art wegen von mir eigentlich sehr geschätzt, aber beim Lesen des Artikels vermischte sich meine Belustigung dann aber doch mit ein bisschen schlechtem Gewissen. Denn Herr Gill machte so ziemlich genau die Witze, die ich wohl auch gemacht hätte und diese Witze sind schlicht und ergreifend einfach zu einfach zu machen. Wir wissen doch schon längst, dass es in den Staaten viele Menschen mit Gewichtsproblemen gibt und wer wie ich in touristisch gut erschlossenen Gebieten wie Irland und Salzburg gelebt hat, kann auch bestätigen, dass sich viele amerikanische Gäste, völlig unabhängig von ihrem Körpertyp, nicht unbedingt modisch hervortun (wobei ihnen englischsprachige Europäer aber auch nicht unbedingt etwas voraus haben in dieser Beziehung …). Aber in einem zweiseitigen Artikel immer und immer wieder dazu zurück zu kommen, dass Amerikaner fett und schlecht gekleidet sind, ist dann doch ein bisschen zu wenig.

Andererseits hat der Artikel auch seine Höhepunkte. Gills Zusammenfassung der demokratischen "rags to riches"-Geschichten und den Vergleich der Clintons mit Siegfried und Roys weißen Tigern sind wirklich lustig.

Aber warum diese, wie ich meine sehr typisch europäische, Reaktion gegenüber amerikanischer Emotionalität? Ich teile Gills Gefühle da und ich muss gestehen sie sind eine Mischung aus Unverständnis, Überlegenheitsgefühl und zu einem nicht kleinen Teil Neid. Dasselbe Gefühl habe ich wenn ich mit glücklichen, religiösen Menschen spreche, denn ich stelle es mir sehr schön vor, einfach an etwas zu glauben und etwas total toll zu finden. Und es ärgert mich, dass ich das einfach nicht kann und mir eine Riesenportion persönlich und kulturell bedingter Sarkasmus im Weg steht. Man betrachte allein die Frage des Glücks: Der Amerikaner hat ein in der Verfassung verankertes Recht das Glück zu verfolgen und ich nehme stark an, dass da durchaus die Möglichkeit mitgedacht ist, das Glück auch zu erwischen. In Österreich jedoch ist das Glück einem Sprichwort zufolge ein Vogerl, dessen wichtigste Eigenschaft im unberechenbaren Fortfliegen liegt. Und wenn es bei uns Wahlen gibt, denkt man sofort an so Dinge wie "das kleinere Übel" und die "Krot" (Kröte), die man bekanntlich schlucken muss. In Amerika wird die Kröte ziemlich geschickt negiert und sogar intelligenten Menschen ist es erlaubt, jemanden oder etwas einfach nur super zu finden. Gleichzeitig aber möchte ich um nichts auf der Welt auf meinen Sarkasmus verzichten, und deshalb macht man dann die oben erwähnten billigen Witze.

Die Witze sind aber auch deshalb so billig, weil es uns die Amerikaner so leicht machen. Das beweist McCains Wahl seiner Laufkollegin: Sarah Palin mag keine Abtreibung, dafür die National Rifle Association, isst gerne Elchburger, hat ein Grizzlyfell im Büro und will auch die niedlichen Eisbären nicht schützen. Eines ihrer Kinder heißt wie eine südenglische Stadt (Bristol, obwohl Southend doch auch hübsch wäre – da ist er wieder, der einfache, billige Witz!), ein anderes Kind muss bald in den Irak und da ist ihr aufgefallen, dass Außenpolitik und Krieg auch normale Amerikaner betreffen. Und bevor sie Politikerin wurde, war sie Vorbeterin des Christian Fellowship of Athletes in der Schule und Kandidatin bei Misswahlen. Da hat man als zynischer Mensch ja wirklich keine Chance…