Thursday, August 14, 2008

Kerstin wird Mitglied im Fitnesscentre und schämt sich ein bißchen dafür


In meinem Büro hängt dieses Poster. Der Herr ist Michel Foucault und die Inschrift lautet "Denken macht schön", was ja auch stimmt.

Herr Foucault hat neben anderen schönen Dingen auch das Konzept der Bio-Macht erfunden. Da geht es einerseits darum, wie eine, z.B. staatliche, Macht, die körperlichen Umstände ihrer Untertanen kontrolliert und andererseits, wie sich Subjekte durch körperliche Praktiken selbst konstitutionieren. Foucault interessiert sich in diesem Zusammenhang natürlich am meisten für Sexualität, aber ich finde, dass man auch Sport, besonders im Sinne von privaten Fitnessmaßnahmen, unter diesem Gesichtspunkt sehen kann. Offensichtlichere (und wörtlichere) Selbstdefinition geht ja kaum und gleichzeitig bleibt man eine gesunde Arbeitskraft und kommt, weil man sich auf den nächsten Marathon vorbereitet, nicht auf revolutionäre Ideen.

Da ich ja brav meine französischen Theoretiker gelesen habe, gern anderer Meinung als alle anderen und durch den schulischen Turnunterricht traumatisiert bin, blickte ich also die längste Zeit hochmütig auf sporttreibende Menschen herab, waren sie doch arme Opfer einer Macht, die irgendwie kapitalistisch, amerikanisch, hohl und wahrscheinlich auch heteronormativ ist. Aber jetzt bin ich eine von ihnen und Mitglied im Fitnesscentre.

Gestern hatte ich "assessment", d.h. ich wurde vermessen und ein netter junger Mann namens Brian schrieb alles auf und rechnete herum und sagte mir dann, was ich tun sollte. Es erfüllte mich ja mit nicht allzu heimlicher Freude, dass mein BMI und mein Körperfettprozentwert trotz jahrelanger Sportverweigerung im unteren Idealbereich liegen, wollte den Brian aber nicht kränken und wieder gehen (außerdem hatte ich ja schon viel Geld bezahlt). So haben wir uns dann darauf geeinigt, dass ich versuchen werde, 2 bis 3 Mal in der Woche eine Stunde Sport zu treiben. Brian meinte hoffnungsfroh, dass man ja nach 6 Wochen noch mal drüber reden und die Stunde auf 90 Minuten ausdehnen könne. Dazu schwieg ich. Dann hat er mir die lustigen Maschinen erklärt, auf und mit denen man sich möglich synchron bewegen soll. Ich war sehr erleichtert, dass ich mir beim Ausprobieren nicht weh tat und auf der Rudermaschine (die ich ja persönlich langweilig fand) wurde ich sogar gelobt. Nur mit dem Stepper konnte ich nicht. Morgen habe ich noch einen zweiten Termin, da erklärt mir Brian Toning.

Dann ging ich noch ins Hallenbad und in die Sauna und war sehr stolz auf mich. Heute gehe ich wieder hin, denn schließlich möchte ich noch schöner werden und denken kann ich ja Gott sei Dank noch immer.

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